Liebe Freunde,

in meiner Abizeitung von 2005 steht unter „Berufswunsch“: Schriftsteller. Ich war siebzehn oder achtzehn und hatte keine Ahnung, wie naiv das war. Zehn Jahre später saß ich 2015 in meiner Hamburger Wohnung – arbeitslos nach dem Referendariat – und dachte: „Jetzt oder nie.“

Der Lehrermarkt war überschwemmt mit Referendaren. Frisch gebackene Lehrer wie ich fanden einfach keine Stelle. Eigentlich frustrierend. Aber plötzlich sah ich die Chance: Sechs Jahre Studium, zwei Jahre Referendariat – und jetzt diese unfreiwillige Pause. Das zweite Staatsexamen war in der Tasche, das Fallnetz gespannt. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Der Moment der Entscheidung

Wisst ihr, ich war schon immer von Geschichten fasziniert. Als Kind hab ich mich stundenlang in Büchern verloren. Ich bin durch Mittelerde gewandert, habe mit den Drei Fragezeichen Fälle gelöst und bin mit Perry Rhodan durchs Weltall gereist. Geschichten waren mein Zufluchtsort, mein Abenteuer, meine Art, die Welt zu verstehen.

Und da saß ich nun in Hamburg. Erwachsen. Mit abgeschlossenem Referendariat. Arbeitslos, weil der Markt überfüllt war. Dachte ich mir: „Paul, das ist deine Chance. Du hast deine Qualifikation. Du kannst später immer noch Lehrer werden. Aber wenn du deinen Jugendtraum nicht jetzt probierst, wirst du es nie tun.“

Es ging nicht ums Geldverdienen. Es ging darum, endlich mehr Zeit mit dem zu verbringen, was mich wirklich antreibt: Geschichten erzählen.

Von null auf hundert (Hörspiele)

Was dann passierte, überraschte mich selbst. Aus den ersten tastenden Versuchen wurden echte Hörspiele. Aus einem Hörspiel wurden zehn. Aus zehn wurden fünfzig. Heute, zehn Jahre später, sind es über 200.

Zwischendurch kamen die Wayne McLair-Reihe dazu – Geschichten über einen Gentleman-Dieb im viktorianischen London. Ich durfte nicht nur schreiben, sondern auch Regie führen und Wayne selbst sprechen. Plötzlich war ich nicht mehr nur Geschichtenerzähler, sondern auch Stimme meiner eigenen Figuren geworden.

Dann kam Twitch. Dann kam Patreon. Die „Liga der Meisterdiebe“ – mein Herzprojekt, das zu einem ganzen Geschichtenuniversum gewachsen ist. Menschen unterstützen mich dabei, neue Welten zu erschaffen. Nicht, weil sie müssen, sondern weil sie wollen. Weil sie Teil dieser Geschichten werden möchten.

Was ich dabei gelernt habe

Die wichtigste Erkenntnis? Menschen folgen Menschen, nicht nur Produkten. Warum unterstützen mich Leute auf Patreon? Warum schauen sie meine Streams? Vermutlich, weil ich authentisch bin. Weil ich nicht perfekt bin. Weil ich manchmal auch nur ein Typ bin, der sich eine Mittelalterburg in den Garten baut und dabei über Geschichten redet.

Ich glaube, Geschichten verbinden uns alle. Jeder Mensch trägt Geschichten in sich – erlebte, geträumte, erfundene. Als Geschichtenerzähler darf ich diese unsichtbaren Fäden zwischen Menschen sichtbar machen. Das ist mein Job. Das ist meine Berufung.

Und heute?

Heute arbeite ich als Autor, Regisseur, Sprecher und Trauredner. Ich baue Welten aus Worten, führe Menschen durch ihre schönsten Momente und teile meine Leidenschaft live im Stream. Es ist nicht immer einfach, aber es ist meins.

Der siebzehnjährige Paul aus der Abizeitung hätte vermutlich nicht geglaubt, dass es so kommt. Aber manchmal – ganz manchmal – werden Träume wahr, wenn man mutig genug ist, ihnen zu folgen.

Übrigens: Falls ihr Lust auf ein echtes Abenteuer-Hörspiel habt, hört euch mal „Flash Gordon – Das grüne Ungeheuer“ (Folge 7) von Europa an. Es ist nicht das technisch perfekteste Hörspiel und auch nicht das klügste – aber es ist meins. Eines der wenigen Hörspiele aus meiner Kindheit, das mich bis heute begleitet. Wenn es mir mal nicht so gut geht, höre ich es immer wieder. Diese pure Abenteuerlust, diese fremde Welt, in die man eintauchen kann – das hat mich geprägt. Manchmal braucht es keine perfekte Produktion, sondern einfach ein Gefühl. Das Gefühl von Abenteuer.

In diesem Sinne: Träumt groß, springt mutig, erzählt Geschichten.

Diebische Grüße
Paul


PS: Am 9.8.2025 gibt es übrigens ein Live-Hörspiel auf dem Elbenwald Festival in Cottbus – mehr dazu dann hier im Blog!